Benedikt von Söllbach bedient eine Wallarmbrust der Templer Böhl

Benedikt von Söllbach bedient eine Wallarmbrust der Templer Böhl

Aufgaben im Krieg

Allgemeines

Obwohl es in Filmen oft anders gezeigt wird, wurde die freie Feldschlacht so gut es ging vermieden. In der Regel bestanden Kampfhandlungen aus kleineren Überfällen und Plänkeleien sowie aus Raubzügen. Da Macht vorwiegend über Landbesitz ausgeübt wurde, war es zudem oft üblioch, wichtige strategische Punkte zu erobern, wie Burgen und Städte.
Die Ordensregel gibt recht detaillierte Informationen über das erwartete Verhalten der Brüder in der Schlacht, interessanterweise aber nur in der freien Feldschlacht als damaliger Idealtypus:
Die Templer kämpften normalerweise nicht isoliert, sondern im Verbund mit weltlichen Heeren und anderen Orden. Auf Feldzügen stellten die Templer meist die Vorhut, manchmal auch die Nachhut. Nahmen die Heere ihre Schlachtformation ein, befanden sich die Templer oft in der mitte der Linie, die Brüder des Hospitales oft direkt an einer ihrer Seiten.

Die Turkopolenschwadron

Das Templerheer war in der Hauptsache beritten und damit sehr gut ausgerüstet. Die Ritter bildeten die erste Schlachtreihe, die Dienenden Brüder und die weltlichen Turkopolen als leichter gerüstete Panzerreiter unter dem Befehl des Turkopliers direkt dahinter. Dabei sollten sich die Dienenden genauso verhalten, wie die Ritter, das bedeutete beispielsweise, dass es ihnen bei Strafe verboten war, das Schlachtfeld zu verlassen, solange noch ein Christliches Banner wehte. Selbst bei Verwundung mussten Sie um Erlaubnis zum Rückzug bitten.
Der Turkoplier war wie bereits erwähnt der Vorgesetzte der Dienenden in der Schlacht. Er sollte die Dienenden und die Turkopolen ebenfalls in Schwadronen ordnen. Auch er trug ein Schwadronsbanner bei sich und befehligte Gruppenführer, die die einzelnen Dienenden Brüder führten und ein kleines Gruppenbanner trugen. Eine weit verbreitete Auffassung der Turkopolen als "einheimische Söldner" wurde 1997 sehr fundiert von Yuval Harari ("The military role of the Frankish Turcopoles: A reassessment") widerlegt. Demnach, und dies spiegelt sich an einigen Stellen in der Ordensregel wider, handelte es sich bei den Turkopolen im Gegensatz zum byzantinischen Reich (wo die Übersetzung "Türkensohn" noch zutraf) um einen Begriff für eine damals relativ neue Truppengattung - ein Rückschluss auf Ethnie oder Religionszugehörigkeit ist bei den abendländischen Heeren nicht mehr möglich. Es handelte sich vielmehr um - oft abendländische Christen. Bei den Templern war dies genauso, der Unterschied in der Begrifflichkeit "Turkopole" vs. "Dienender Bruder" liegt allein im abgelegten Gelübde, welche ja den Bruder auszeichnet. Sogar in der Ausrüstung der Dienenden wird dies deutlich: Sie war zwar leichter als die der Ritter, aber dennoch sehr priviligiert im Vergleich zum "normalen" nichtadligen Kriegsknecht der Zeit. Die Turkopolen sollten der Templerarmee mehr flexibilität geben, ohne auf das seit langer Zeit erfolgreiche Patentrezept der schweren Panzerreiter verzichten zu müssen: Da ihr Panzerhemd keine Handshcuhe hatte, waren sie in der Lage, vom Pferd aus Fernkampfwaffen zu bedienen (oft wird behauptet, dass dies eine Spezialität der Araber gewesen sei, doch das wird bereits mit dem Teppich von Bayeux widerlegt). Sie waren durch die leichtere Ausrüstung auch besser als Unterstützungstruppe geeignet, konnten nötigenfalls aber auch zu Fuß gut kämpfen.
Zeitgenössischen Quellen zufolge machten die Turkopolen zwischen 33% und 80% (meist aber mehr als 50%) der Truppenstärke aus; das verwundert, wenn man bedenkt, dass die Turkopolen und die Dienenden in der Ordensregel nur eine Untergeordnete Rolle spielten.

Aufgaben in der offenen Schlacht

Der Aufmarsch zur Schlacht erfolgte schweigend und die Templer an sich Augenzeugenberichten nach sehr diszipliniert. Die Ritter formierten sich in Schwadronen, und so tat es auch der Turkoplier. Befahl der Marschall nun den Angriff und die Ritter ritten los, folgte der Turkoplier mit den Dienenden nach. Die folgende Aufgabe der Dienenden war nun vom Ausgang des ersten Angriffes anghängig: Konnten die Ritter durchbrechen, füllten Sie die Bresche und verstärkten die Ritter, sodass diese gegebenenfalls auf Ersatzpferde wechseln konnten. Der feind wurde weiter bekämpft. Kamen die Ritterschwadronen allerdings ins Stocken, verschafften die Dienenden und Turkopolen den Rittern Deckung, indem sie eine zweite Welle ritten oder einen Gegenangriff abwehrten. Natürlich war das alles aber auch abhängig von der aktuellen Situation.

Nach dem Kampf wurden dann die Beutestücke eingesammelt und das Heer wieder geordnet. Kriegspferde, Waffen und Rüstungen mussten zum Marschall gebracht werden, andere Güter zum Komtur von Jerusalem. Die Beute wurde nach dem Feldzug dann an die einzelnen Ordenshäuser verteilt.

Weitere Aufgaben

Wie schon kurz angeschnitten, erlaubte die Ausrüstung der Dienenden einen flexibleren Einsatz als bei den Rittern. Aufgrund ihrer größeren Beweglichkeit eigneten sie sich besser als die schwer gepanzerten Ritter als Botenreiter, für Spionage- und Aufklärungsoperationen, für Hinterhalte, Geplänkel und kleine Überfälle sowie als Geleitschutz. Auch als Späher wurden die Dienenden ausgesandt, wie sogar in der Ordensregel bezeugt ist.
Dazu kamen Aufgaben als Wachsoldaten und als Verteidigunsmannschaft bei Belagerungen.