457. Wenn ein Bruder sich wider die Befehle des Ordens auflehnt und, indem er sie ohne Reue zurückweißt und auf seiner Thorheit beharrt, trotz Bittens und Ermahnens sich nicht bessern will, kann man ihm das Kleid nehmen, ihn in Fesseln legen und ihn lange so gefangen halten. Doch ist es schöner, dass wenn ein Bruder im Zorn oder in der Wut etwas sagt, er werde den Befehl des Ordens nicht ausführen, man ihm Zeit lässt, bis sich sein Zorn abgekühlt hat. Hierauf soll man zu ihm gehen und höflich und ruhig zu ihm sprechen: "Lieber Bruder, führt um Gottes willen den Befehl des Ordens aus." Wenn er es dann thut und kein Schaden daraus erwachsen ist, soll man es ihm um Gottes willen hingehen lassen und ihm in Gnaden verzeihen. Man kann ihm gegenüber große Milde und großes Mitleid üben; auch ist es so schöner und Gott wohlgefälliger. Wenn er es aber nicht thun will, soll man ihm das Kleid nehmen und mit ihm nach den obigen Angaben verfahren, d. h. ihn in Fesseln legen.